Rudolf Flesch , US-amerikanischer Autor und Experte für Lesbarkeit von Texten.

Samstag, 27. Juni 2015

MH-17....warum es kein Abschuss durch eine BUK sein darf!

Dieser Blog-Artikel zum Abschuss der MH-17 liegt nun schon seit Wochen in der Schublade. Immer wieder Korrektur gelesen, hier und dort etwas verändert, ein bisschen an den Sätzen gefeilt. Und dennoch, richtig zufrieden war ich nie. Irgendetwas hat mich immer gestört. Und das obwohl ich mich da richtig reingehängt, Berichte aus deutsch-, russisch- und englischsprachigen Quellen gelesen und abgeglichen habe.
Es lagen letztendlich so viele Theorien und Expertenmeinungen auf dem Tisch und jeder Einzelnen geht man nach, seien sie auch noch so abstrus wie die MH-17 sei schon voller Leichen gewesen oder die MH-17 sei in Wirklichkeit die bislang verschollene MH 370.
Es wurden schon mehrere zivile Verkehrsmaschinen vom Himmel geholt, aber noch nie kursierten so viele Theorien ( auch Verschwörungstheorien ) im Internet über die Ursache bzw. die Schuldigen, welche die Verantwortung für den Tod von 298 Menschen tragen.
So macht man sich daran jede einzelne Theorie zu sichten, eine Chronologie der jeweiligen Veröffentlichungen seitens der russischen Medien, der Separatisten, den sogenannten "Infokriegern" und Experten anzulegen und diese im Blogartikel zu beschreiben und zu analysieren.
Und kurz vor der Fertigstellung des Blogartikels macht's plötzlich "Klick" und ich stelle fest...ich habe mir selbst die falschen Fragen gestellt und bin dummerweise auch noch auf einen russischen Propagandatrick hereingefallen!
Die wilden Verschwörungstheorien, die "Cui bono Fragen", warum es einmal eine SU-25 das andere Mal eine Mig-29 war und die unzähligen Erklärungsversuche warum es keine BUK gewesen sein kann gehören zur Propagandataktik des Kremls und dem (pro)-russischen Medien möglichst viele Theorien zu verbreiten um Verunsicherung zu schaffen. In diesem Fall offenbaren sie aber auch ein Muster und führen zur m.E. einzigen und entscheidenden Frage:
Und diese lautet eben nicht, warum es keine BUK gewesen sein KANN, sondern:
Warum DARF es kein Abschuss durch eine BUK gewesen sein?

Separatistenführer Andrej Purgin spricht zwar von einem Abschuss mit einem BUK-System, weist aber darauf hin es wären nicht die Separatisten gewesen. Alexander Chodakowski, Kommandeur des pro-russischen Bataillons Wostok, geht auch davon aus, daß es ein BUK-System war, allerdings nicht das von ihnen aus ukrainischen Beständen erbeutete, denn dies sei nicht einsatzklar gewesen.
Dies hat inzwischen auch der BND bestätigt, welcher anfangs davon ausging die Separatisten hätten mit einer erbeuteten ukrainischen BUK die MH-17 abgeschossen. Laut der SZ am 27.April 2015 revidierte der BND seine Ausagen dahingehend das es nun doch eine BUK aus Russland sei. Angeblich!
Da der Abschuss der MH-17 durch eine BUK-Rakete auf dem von Separatisten kontrollierten Gebiet südlich in der Nähe von Snizhne erfolgte, die Separatisten aber behaupten weder ein einsatzklares BUK-System zu besitzen noch über das dafür nötige Bedienpersonal zu verfügen wird die Auswahl doch sehr eng.
Denn, sofern man den Separatisten glauben mag, bleibt neben Russland eigentlich nur noch die Ukraine.
Mmmh, die Ukrainer verbringen also mit einem Tieflader eine einsatzfähige BUK an die Front nahe in der von Separatisten kontrolliertes Gebiet um ein Waffensystem aufzustellen das gegen die feindliche Luftwaffe eingesetzt wird, obwohl die Separatisten nachweislich keine Luftwaffe besitzen?
Und riskieren zudem das dieses Waffensystem den Separatisten in die Hände fällt?
Ähm, nö. Diese Theorie ist dann eher was für die Fraktion der Verschwörungstheoretiker welche dann sicher irgendwelche "Beweise" zu einer false flag finden.
Russland hingegen fährt seit nun vielen Monaten Manöver an der ukraisch-russischen Grenze. Einer offenen Grenze zu den pro-russischen Separatisten in der sich immer wieder russische Soldaten auf die ukrainische Seite "verlaufen" und die sogenannten Urlauber sowie Russen die laut Putin ihren Herzen folgen die Separatisten gegen die ukrainischen Streitkräfte unterstützen.
Mag man noch geteilter Meinung über das Ausmaß der Unterstützung der Separatisten seitens Russlands mit Soldaten, Artillerie und Panzerfahrzeugen sein, ist eine russische BUK im umkämpften Donbass schon etwas ganz anderes. Und ich kann mir sehr gut die Panik im Kreml vorstellen als die MH-17 mit diesem System abgeschossen wurde. Anders sind die schon fast verzweifelten Erklärungsversuche seitens des Kremls und der russischen Medien nicht zu erklären. Man präsentiert dilletantisch gefälschte Luftaufnahmen in den russischen Medien die eine ukrainische MIG-29 zeigen, läßt einen ukrainischen SU-25 Piloten sowie den ominösen spanischen Fluglotsen Carlos (?) zu Wort kommen und versucht in russischen Talkshows mit Experten zu beweisen warum es ein SU-25 gewesen sein muß. Ein gezieltes werfen von Nebelkerzen der russischen Propaganda sondergleichen!
Schliesslich und letztendlich sind nun auch Experten des russischen Rüstungskonzerns Almas-Antej zu dem Schluss gekommen, der Abschuss sei durch eine BUK erfolgt. Das die Sprecher des Rüstungskonzerns darauf verweisen (müssen) es sei die ukrainische Armee gewesen ist klar.
Entscheidend sind in der Pressekonferenz von Almas-Antej in Moskau allerdings zwei Punkte.
Der erste ausgesprochene Punkt: "Es war eine BUK"
Der zweite, und m.E. wesentlich wichtigere, nicht ausgesprochene Punkt: "Es waren die Separatisten". Ist es nicht verwunderlich, dass, obwohl man im Kreml eine militärische Unterstützung der Separatisten durch Russland ausschliesst, den Krieg im Donbass als rein innerukrainischen Konflikt betitelt und den Einfluss auf die Separatisten als äusserst gering einstuft niemals der Verdacht geäussert wurde die Separatisten wären die Verantwortlichen?
Man sollte schon mal einen Gedanken daran verschwenden warum der Kreml es nicht mal in Erwägung zieht es seien die Separatisten für den Abschuss verantwortlich. Es mag natürlich schon so sein das sich die Verantwortlichen, seien es die Separatisten oder Russland, in einem Dilemma befinden den jeweils anderen "Verbündeten" wider besseren Wissens anzuklagen. Das gäbe böses Blut!
So sind die beiden Hauptverdächtigen Novorossija und Russland in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit dazu verdammt den "Kumpan" nicht anzuklagen. Dennoch müssen sie versuchen den Tatverdacht so weit wie möglich von sich zu weisen.
Die Separatisten haben von Anfang an nicht ausgeschlossen das es sich um den Abschuss durch eine BUK handelte und verteidigen sich damit das:
a. Sie hätten nicht das nötige Fachpersonal um dieses FlaRa System zu bedienen, und..
b. Sie hätten neben der erbeuteten, aber nicht einsatzfähigen BUK keine weiteren BUK in ihren Besitz.
Somit befinden sich die Separatisten in der weit besseren Lage als Russland das nach dem Abschuss sofort damit begann mit alternativen Theorien die BUK Variante zu widerlegen. Die Aussagen des russischen Rüstungskonzerns und BUK-Herstellers Almas-Antej, die Aussagen von Augenzeugen vor Ort sowie die der  Separatisten lassen schon alleine den Schluss zu es war eine BUK!
Weder Alma-Antej, den Separatisten noch den Augenzeugen kann man vorwerfen sie seien Teil der westlichen Propaganda.


Darum DARF es also kein Abschuss durch eine BUK gewesen sein!

1. Alles würde darauf hindeuten das Russland die BUK mit dem nötigen Bedienpersonal den Separatisten zumindest zur Verfügung gestellt hat.

2. Eine russische BUK welche mit einem Tieflader bis Nahe dem Einsatzort verbracht werden muß verfährt sich nicht mal eben so wie eine Einheit russischer Fallschirmjäger in die Ukraine. Am allerwenigsten ohne offiziellen Befehl!

3. Die Anwesenheit des russischen BUK-Systems in der Ukraine wäre ein weiterer Beweis das Russland hochoffiziell mit Soldaten und schweren Waffen in der Ukraine eingreift.

4. Putin würde wieder einmal der Lüge überführt, zudem trägt er die Schuld an einem schweren Kriegsverbrechen das er mit russischen Soldaten auf ukrainischen Territorium begangen hat.