Rudolf Flesch , US-amerikanischer Autor und Experte für Lesbarkeit von Texten.

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Meine Oma, der Westen und Informnapalm....

...eine Bilanz!


In den Zeiten der 30er und 40er Jahre im letzten Jahrhundert, also zu Zeiten des Dritten Reiches war meine Großmutter eine einfache Magd auf einem bäuerlichen Anwesen in Niederbayern. Sie hat den ersten Weltkrieg als Kind erlebt, die Weimarer Republik und deren Untergang sowie den Aufstieg Hitlers mit all seinen bekannten Konsequenzen für die Welt und die Bevölkerung Deutschlands.
Sie verstarb als ich noch ein Teenager war, und auch die Erinnerungen über ihre Erzählungen "vom Krieg" verblassen von Jahr zu Jahr immer mehr. Gerne habe ich den Geschichten vom Krieg gelauscht, wenn sie denn davon erzählt hat. Einiges ist sogar noch gut in Erinnerung geblieben, etwa ihre Erinnerungen an einen Luftkampf zwischen Bombern der Alliierten und deutschen Jagdfliegern den sie während ihrer Feldarbeit schutzsuchend unter ihrem Ochsenwagen beobachtete.
"Ja mei, unterm Hitler wa net ois schlecht...." ist auch so ein Satz der mir im Gedächtnis geblieben ist.
Die Frage stellt sich, was wusste eine einfache Magd im Jahre 1939, für die alleine eine Reise in das 140 km entfernte München schon ein einschneidendes Erlebnis war, über den Vorfall "Sender Gleiwitz", und hat sie die im 3.Reich auf Linie gebrachten Medien als solche wahrgenommen was sie im Endeffekt auch waren, als pure Nazi-Propaganda.
Kommen wir zu einer Institution zu deren primären Aufgaben es gehört etwas zu wissen. Da wäre wohl in erster Linie der Bundesnachrichtendienst, und somit das Kanzleramt sowie das Auswärtige Amt. Da stelle ich doch mal ganz salopp die Frage in den Raum: "Was wissen die von der Regierung und vom BND denn so was in der Ukraine so abgeht?"
Zwar hat es den Anschein das die Bundeskanzlerin Merkel sehr wohl die Annexion der Krim durch Russland bekannt ist, und spricht sogar von einer militärischen Auseinandersetzung in der Ostukraine. Siehe:
Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Merkel und Staatspräsident Putin am 10. Mai 2015 in Moskau
Zitat BK Merkel:
"Durch die verbrecherische und völkerrechtswidrige Annexion der Krim und die militärischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine hat diese Zusammenarbeit einen schweren Rückschlag erlitten schwer, weil wir darin eine Verletzung der Grundlagen der gemeinsamen europäischen Friedensordnung sehen."
Ähm, was heisst denn nun militärische Auseinandersetzungen genau?
Weil ich das Gefühl hatte Frau Merkel lässt hier m.E. ein paar wesentliche Details zu den militärischen Auseinandersetzungen aus frag ich mal beim Kanzleramt nach. 
FRAGE: Ist der Bundesregierung bekannt das Soldaten der russischen Förderation auf der Seite der Separatisten in den Volksrepubliken DNR/LNR gegen die ukrainische Armee kämpfen?
Eine einfache Frage, die mit einem klaren "JA" oder "NEIN" zu beantworten wäre. Wie zu erwarten habe ich natürlich keine Antwort bekommen, wie bei den vielen schriftlichen Anfragen per Post und eMail an die CDU vorher auch. Sei es drum, denn eigentlich braucht man keine direkte Antwort sofern man sich die Aussagen von beispielsweise dem Regierungssprecher Steffen Seibert in Erinnerung ruft welcher schon Ende August zu Russlands Beteiligung auf Seiten der Separatisten im Donbass mit Material und Soldaten sagte: "Das alles zusammen addiert sich zu einer militärischen Intervention."
Kommen wir nun zu dem beachtenswerten Recherche-Team mit Militärexperten, Analytikern und Übersetzern von InformNapalm welche die russische Aggression in der Ukraine offenlegen, mit Belegen und Beweisen unterlegen und dies einer internationalen Leserschaft zugänglich machen. Nicht nur das dieses Team um Informnapalm einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung um die russische Aggression in der Ukraine leisten, entscheidend ist für mich in diesem Kontext die Übersetzungsarbeit welche die Informationen einer internationalen Leserschaft zugänglich machen.
Diese Übersetzungsarbeit und Recherche ist deswegen so wichtig denn, während sich die Putinversteher Anfangs noch leichtes Spiel hatten, Berichte über die russische Aggression in der Ukraine zu relativieren, sich auf Vermutungen zu berufen oder gar mit teilweise haarsträubenden Theorien die Anwesenheit von russischen Soldaten und Waffensystemen aus Russland zu negieren fällt es nun den Putinisten schwer der Kremlpropaganda treu zu folgen ohne sich lächerlich zu machen. Und so liest man in den "verbalen Rückzugskämpfen" der Kremltrolle nun vermehrt das es "....nun doch eine BUK war...". "....niemand jemals abgestritten hat das Russland die Sparatisten mit Waffen unterstützt..." oder "...niemand je abgestritten hat das auch russische Soldaten auf Seiten der Separatisten kämpfen..."! Vergessen sind die Theorien um die ukrainischen SU-25 und "Carlos" zum Abschss der MH-17, vergessen sind die Beutewaffen und in Traktorhallen reparierten Panzer aus den Beständen der ukrainischen Armee sowie die Urlauber und jene Soldaten welche sich in voller Bewaffnung auf ukrainisches Territorium verlaufen haben.
Zusammenfassend stelle ich fest das ich meiner Großmutter und vielen ihrer Zeitgenossen gerne Glauben schenke wenn sie behaupteten sie hätten vieles nicht gewusst, heutzutage wäre es bestenfalls ein Zeichen von Ignoranz, schlimmstenfalls eine verlogene, faule Ausrede von "Nichts" gewusst zu haben!
Es ist nachvollziehbar wenn sich viele Menschen fragen warum der "Westen" so wenig gegen die Kraftprotzerei Russlands unternimmt, sich vom vermeintlichen genialen Strategen Putin immer wieder vorführen lässt, und somit sich die Meinung festigt die Regierenden in der EU sowie Präsident Obama seien schwach oder würden zaudern. Und in der Tat hat es den Anschein der Westen hätte regelrecht Angst vor einer direkten Konfrontation mit Russland und würde von den geschaffenen Fakten Putins einknicken.
Trotzdem das man die Fakten kennt, und zwar sehr genau!
Meiner Meinung ist es gar nicht nötig sich seitens der EU und USA auf einen, wenn auch indirekten, militärischen Konfrontationskurs mit Russland einzulassen. Denn Eines haben die Kreml-Strategen immer wieder bewiesen, sie schiessen sich über kurz oder lang selbst ins Knie! Und Putin ist ein weiteres Paradebeispiel dafür das man eigentlich nur zu warten braucht bis der russische Bär in seine eigene Falle tappt. Militärische Kraftmeierei in Kombination mit wirtschaftlicher Schwäche ist noch nie gut ausgegangen.

Krim-Annektion:
Hat Putin mit seinen "grünen Männchen" die Ukraine überrumpelt? Ja!
Eine Erfolgsgeschichte Putins? Lächerlich!
Bruch des Budapester Memorandums von 1994 über die Achtung der bestehenden Grenzen der Ukraine, Grundsätze der KSZE-Schlussakte von 1975, der Charta von Paris 1990 und der Nato-Russland-Grundakte 1997 durch Russland!Der russische Rubel hat seit der Krimannektion vom Februar 2014 bis heute ein Drittel seines Wertes gegenüber dem Euro verloren. Der Rohölpreis ist im selben Zeitraum von 110 $/Barrel auf unter 50 $/Barrel gefallen. In Russland kam es nun schon vermehrt zu Protesten wegen Lohnausfällen, soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser werden geschlossen, die Lebensmittelpreise, speziell auf der Krim, explodieren. De facto ist die Krim isoliert, der Tourismus um mindestens 50% eingebrochen sowie abhängig vom guten Willen der angeblichen "Kiewer Junta" was die Versorgung mit Strom und Wasser betrifft. Die Brücke vom russischen Festland zur Krim steht noch nicht, die Blockade durch die Krimtataren, des SBU und Teile des Rechten Sektors allerdings schon.
So bleibt noch einen russischen Nationalisten zu zitieren:"Krim wieder zu Russland? Für was? Wir (die Russen) haben 2 Millionen Bürger dazugewonnen, aber 45 Millionen Brüder ( die Ukrainer ) für eine sehr lange Zeit verloren!"

Novorossija:
Nachdem Igor "Strelkow" Girkin erfolgreich die Krimannexion mitorganisiert hatte, rückte er nun am 12.April 2014 in Slawjansk und Kramatorsk ein, besetzte Verwaltung- und Polizeigebäude und gab freimütig  in einem Interview zu:"Den Auslöser zum Krieg habe ich gedrückt. Wenn unsere Einheit nicht über die Grenze gekommen wäre, wäre alles so ausgegangen wie in Charkiw und in Odessa"
Am 15.April startete die ATO! Der Krieg im Donbass ist ein von Russland initierter, von ukrainischen Separatisten unterstützter Krieg gegen die Ukraine. Mindestens 8000 Menschen sind diesem missglückten Versuch ein Novorossija auf ukrainischen Territorium zu schaffen zum Opfer gefallen. Die Claqueure welche in ihren Beiträgen ein freies und unabhängiges Novorossija propagiert haben sind inzwischen aber leise geworden, die "Strelkow-Bilderchen" sind verschwunden und auch in den russischen Medien ist das Wort "Novorossija" verschwunden. Aber für die Novorossijaromantiker hier noch mal ein Bild:

Auf dem Bild ist gut zu erkennen von was man geträumt hat, von den vielen Volksrepubliken ( deren Fahnen auch schon mal kreiert wurden ) vereint zu einem Novorossija. Ich denke man braucht jetzt keine Karte einfügen was von dem "unerfüllten Traum Neurussland" (Borodai) bzw. "kolossallen Versagen" (Strelkow) übrig geblieben ist. Die russischen Initatioren Borodai und Girkin haben sich schon mal Richtung Moskau verabschiedet, tausende von Toten und eine total zerstörte Infrastruktur hinterlassen. Inzwischen hört man vermehrt von Angehörigen der Volksmilizen der DNR/LNR die sich freiwillig in die fürsorglichen Hände des SBU begeben, eingestehen das sie einer Illusion erlegen sind und feststellen mussten das sie für eine verbrecherische Idee gekämpft haben.

Die Annexion der Krim sowie das Projekt "Novorossija" sind von Russland initiert und mit Personal und Waffen aus Russland durchgeführt worden. Nach anfänglichen Erfolgen zeichnet sich immer mehr ab das diese ein Fehlschlag waren und sind. Die Ukrainer werden weder die vielen Toten und Verletzten, Waisen und Witwen vergessen die Russland über das Land Ukraine gebracht hat.
Ebensowenig sollten die vergessen werden welche Beifall für die russische Aggression im Donbass und der Krim geklatscht haben, und jene Politiker und Personen die für eine Aufhebung der Sanktionen plädieren.

Jetzt stehen russische Streitkräfte in Syrien, und wieder klatschen die selben Beifall welche schon zuvor zur Krimannexion und den Volksrepubliken gejubelt haben.
Das russische TV strahlt einen Bombenwetterbericht aus, die Propagandaschleudern RT und Sputnik kommen mit einer Eilmeldung nach der anderen fast gar nicht mehr hinterher die Erfolge der russischen Streitkräfte in Syrien zu verbreiten.
Hach, und es ist schon fast zum lachen, dem ernst der Lage zum Trotz, wenn man die "Hurra-Kommentare" der Putinisten liest wie es Russland den Terroristen in Syrien zeigt und die USA vorführt ( nach nicht mal einer Woche! ). Denn genau der selbe Wortlaut wurde zur Krim und "Novorossija" verfasst.
So muß man Putin schon fast bewundern wie er es immer wieder schafft seine getreuen Lemminge auf Kurs zu halten, die brav mit Verschwörungstheorien und "Whataboutism" kontern sobald sich wieder mal herausstellt das ihr oberster Feldherr Putin, der so tapfer gegen die Vorherrschaft der USA und EU auf dieser Welt kämpft, einen weiteren "Griff ins Klo" gemacht hat.