Rudolf Flesch , US-amerikanischer Autor und Experte für Lesbarkeit von Texten.

Montag, 1. Mai 2017

Noworossija




Donetzk, 09.Mai 2017 ein sonniger Tag. Die Flaggen der Volksrepubliken wehen im Wind. Eine Delegation des Kreml und Vertreter der Volksrepubliken Lugansk, Donezk, Saporoshje, Dnepropetrovsk, Odessa, Charkov, Nikolaev und Cherson stehen auf einer Tribühne entlang des Putin-Prospekt, singen die Nationalhymne von Noworossija während unten die Parade aus rausgeputzten Panzer der Volkswehren mit ihren russischen Brüdern vorbeizieht. Die zahlreichen Menschen am Wegesrand jubeln, befreit von der faschistischen-ukrainischen Bedrohung. Selbstverständlich tragen alle brav das Georgsbändchen. Und es geht ihnen gut, den Bürgern von Noworossija. Russland, und vor allem Putin hat geholfen die Wirtschaft anzukurbeln und der Handel mit Russland floriert. Die Einkommen und Renten werden in Rubel bezahlt und sind um ein vielfaches höher als in der "Restukraine". Man wohnt in den versprochenen finnischen Häusern und verbringt seinen Urlaub auf der russischen Krim. Ja, und selbst so mancher Staatschef aus dem Westen hat sich in Noworossija schon mal angekündigt, Russland und Nordkorea haben Noworossija anerkannt, andere Staaten denken darüber nach. Schwärmereien von einen ruhmreichen Tag machen die Runde bei "sto gramm", den 14.April im Jahre 2014 als Separatisten die Gebäude der Polizei und des SBU besetzt, und somit den Startschuss zur Gründung von Noworossija gegeben hatten. Zum Gedenken daran wird Igor Girkin der eigens dafür geschaffene Orden "Held von Noworossija" von Alexander Sachartschenko an das Uniformrevers geheftet.
Der Höhepunkt der Parade ist allerdings Putin persönlich als er die Tribüne betritt und in seiner Rede verkündet die Eingliederung der Volksrepubliken in die eurasische Union sei nur noch reine Formsache. Die Zuschauer jubeln, die russischen Medien überschlagen sich mit Sondersendungen.

Die Realität sieht allerdings anders aus.
In einem Interview mit dem russischen Staatssender "Rossija1" am 2. März 2017 erklärte Alexander Sachartschenko das in maximal 60 Tagen die Regierung der Ukraine aufhört zu existieren.
Die 60 Tage sind um und die Regierung der Ukraine mit all ihren Fehlern erfreut sich bester Gesundheit.
Wer sich allerdings nicht bester Gesundheit erfreut sind diverse "Helden" der Volksrepubliken. Die Bekanntesten wie Arseni "Motorola" Pawlow - tot, Michail "GIWI" Tolstych - tot, Waleri Bolotow - tot usw...usw...die Liste wird immer länger....und die Republikchefs der DNR Alexander Sachartschenko und der LNR Igor Plotnizki dienten sich auch schon als Ziele von Attentaten an.
Mehr dazu: Über die seltsamen Todesfälle russischer Feldkommandeure (InformNapalm)
Man mag es selbst kaum glauben, aber es gibt tatsächlich nicht wenige Menschen in Russland sowie in den von Separatisten besetzten Gebieten welche an diese oben geschilderten Fiktion wirklich glauben und deren Verwirklichung herbeisehnen.
War am Anfang die Begeisterung für die sogenannten Separatisten vor allem in Russland noch hoch stellte sich immer mehr Ernüchterung ein. Schon im Juni 2015 erzählte der russische Freiwillige Bondo Dorowskich wie die russische Propaganda auf ihn wirkte, wie er sich in Moskau rekrutieren ließ und was er in der Ukraine erlebte. Lesenswert!
Russische Kosaken werfen das Handtuch und wollen mit diesen Kriminellen und Plünderern der Volkswehren nichts mehr zu tun haben. Sogar von Desertation von russischen Soldaten aus Angst in die Ukraine verlegt zu werden wurde schon berichtet.

Zwar leugntet der Kreml nach wie vor den Einsatz russischer Soldaten, wie allerdings die durch die OSZE gezählten mindestens 20 LKW mit der Kennung "Fracht 200" zu erklären sind, darüber schweigt sich Moskau aus. Als Fracht 200 werden in der russischen Armee die Rückführung getöteter Soldaten deklariert.
Es wird für den Kreml, die russische Armeeführung immer schwieriger "Freiwillige" zu finden die sich in der Ukraine an Kämpfen gegen die ukrainische Armee beteiligen wollen.
Kein Wunder! Wer bei Tod oder Gefangennahme seiner Soldaten diese auch noch verleugnet hat sein Vertrauen verspielt, schürt den Unmut in der eigenen Truppe.

Wo diese sogenannten Volksrepubliken außerhalb Russlands medial wirklich stehen und warum diese "Neurussland-Gläubigen" inzwischen nur noch ausgelacht werden lässt sich an einem schönen Beispiel feststellen:

Als diplomatischer Sieg wurde der Besuch einer Delegation der "Ultrakonservativen Partei" aus Deutschland von Außenminister der Donetsker Volksrepublik, Alexander Kofman, gefeiert.Das Problem dabei:





1. Es gibt in Deutschland keine Partei die sich ultrakonservative Partei nennt, und....
2. ....übersetzt man die Namen buchstäblich vom kyrillischen ins lateinische ergeben sich folgende Namen der sogenannten Delegierten aus Deutschland:
Юрген Хурензон - Jürgen Hurensohn
Клаус Аршлокх - Klaus Arschloch
Peinlich, aber bezeichnend!
In Deutschland ist die Begeisterung der Partei die LINKE für den bewaffneten Kampf gegen einen souveränen Staat groß. So konnte man am im Januar 2016 Herrn Lafontaine mit seiner Lebensgefährtin Wagenknecht zur Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin beobachten in der Aleksej Markow, Kommandeur der Brigade Prisrak, unter Beifall zum bewaffneten Kampf gegen die Faschisten in Kiew aufrief. Herr Lafontaine wollte anschließend allerdings keine Stellung dazu nehmen. Schon blöd, wenn man wieder mal dabei erwischt wird wie man mit anti-demokratischen Personen und Weltbildern sympathisiert.

Die Idee von den Volksrepublikern war von Anfang an eine "Totgeburt".
Eine Ansammlung von Kriminellen hat mit der massiven Militär-Hilfe aus Moskau den Donbass in einen Krisenherd mit inzwischen über 10.000 Toten verwandelt. Die Ukraine wurde mit der hybriden Kriegsführung des Kremls überzogen und man mag vermuten das es Moskau hierbei weniger um den Separatismusgedanken ging, sondern vielmehr das Land Ukraine zu destabilisieren, eine Neuausrichtung der Ukrainer zum Westen zu verhindern sowie es dem Land Ukraine möglichst schwer zu machen sich aus dem Einflußbereich Moskau`s zu verabschieden!
Nützen wird es nichts, die Ukraine wird den steinigen Weg Richtung "Westen" gehen und ist für Russland verloren. Trotz, besser gerade wegen der Blutspur die Moskau in der Ukraine hinterlassen hat!

Zum Abschluß noch eine Anekdote aus dem russischen übersetzt:
"Steht eine Gruppe von russischen Soldaten vor dem Tor zum Paradies und verlangt von Apostel Petrus, eingelassen zu werden. Petrus fragt : "Was seid ihr? Wieso meint ihr, ich solle euch einlassen?" Da antwortet einer : "Wir sind doch die russischen Helden, die im Donbass für Novorussia gekämpft haben!" Der Petrus antwortet empört : "Ihr seid keine Helden, sondern Lügner. Und die Lügner gehören nicht ins Paradies! Ich gucke das russische Fernsehen, und ich weiß ganz genau, dass es im Donbass keine russischen Soldaten gibt!"